Krishnamurti | Lehre & Werk (2024)

Was ist die ›Lehre‹?

Auf diese Frage hat Krishnamurti äußerst unterschiedliche Antworten gegeben. Am Ende einer Rede in Varanasi 1974 antwortete er darauf beispielsweise: »Fragen Sie mich das? Sie fragen mich was die ›Lehre‹ ist. Ich weiß es selbst nicht. Ich kann das nicht in einige wenige Worte fassen. Kann ich das? Ich denke, die Vorstellung vom Lehren und dem Belehrten ist im Grunde falsch, zumindest für mich. Ich denke, es ist eher eine Sache des Teilens als belehrt zu werden, es ist eher teilhaben als geben und empfangen.«¹

Für seine von Mary Lutyens geschriebene Biographie verfasste Krishnamurti dagegen eine kurze Darstellung mit dem Titel »Der Kern der Lehre«² und auf die Frage von langjährigen Wegbegleitern in Indien, ob er die ›Lehre‹ in einem Satz zusammenfassen könne, antwortete er nach kurzem Innehalten: »Wo Du [da] bist, ist das ›Andere‹ nicht [da].«³ Der volle Gehalt dieses Satzes wird allerdings nur demjenigen einigermaßen verständlich, der sich schon etwas näher auf das eigene Innere eingelassen hat.

Gliederung auf dieser Website

Krishnamurti hat sich im Wesentlichen in drei Formenan seine Mitmenschen gewandt:

  • Öffentliche Reden
  • Gespräche
  • Schriften

Die öffentlichen Reden vermitteln den besten Überblick über das, was Krishnamurti mitteilen wollte. Allerdings sollte man dazu die Reden einer Serie vollständig der Reihe nach anhören, anschauenoderlesen. Entsprechende Hinweise machte Krishnamurti gelegentlich selbst bei seinen Reden.¹ Eine Serie konnte bis zu zehn Reden umfassen, danach folgten bespielsweise in Saanen 1964-66 noch sieben öffentliche Dialoge. Eine der kürzesten Zusammenfassungen der Lehre sind die zwei Reden in Washington 1985.²

Die Gespräche mit Einzelpersonen und kleinen Gruppen waren für Krishnamurti ebenso wichtig wie die öffentlichen Reden. Die Ausgangsfragen und Themen der Gespräche sind so vielfältig wie das Leben selbst. Die Gespräche und Diskussionen mit Mitarbeitern und Schülern der Schulen wie auch mit Treuhändern und Mitarbeitern der Stiftungen nehmen eine gewisse Sonderstellung ein. Dort versucht Krishnamurti offenbar direkter als sonst einen Bewusstseinswandel anzustoßen. Leider sind von diesen Gesprächen erst relativ wenige veröffentlicht und außer einigen Büchern noch kaum etwas übersetzt.

Die Schriften Krishnamurtis umfassen vor allem Notizbücher, Tagebücher und Briefe. Vor allem »Das Notizbuch«³ (eigentlich ein Tagebuch, geführt vom 18. Juni 1961 bis 19. März 1962) enthält viele Aufzeichnungen seiner außergewöhnlichen Bewusstseinszustände und Wahrnehmungen. Aber alle Schriften lassen aufnahmefähige Leser erahnen oder spüren, welcher Art die innere Verfassung eines Geistes sein kann, in dem die Grenzen der persönlichen Vorstellungswelten aufgehoben sind.

Wissenswertes zur Lehre

Die Bezeichnung ›Teachings‹(zu Deutsch ›Lehre(n)‹) für das, was Krishnamurti in Reden, Gesprächen und Schriften seinen Zuhörern, Gesprächspartnern und Lesern mitteilt, ist nicht unproblematisch. Der Begriff ›Teachings‹ bezeichnet im Englischen die »von einer Autorität gelehrten Ideen oder Grundsätze«.¹ Damit scheint diese Bezeichnung im Gegensatz zu einer von Krishnamurtis Kernaussagen zu stehen, dass es beim Kennenlernen und Ergründen des eigenen Inneren keinen Lehrer geben kann und die Orientierung an einer fremden oder der eigenen Autorität das Erkennen beeinträchtigt.

Dabei hat Krishnamurti den Begriff selbst benutzt, obwohl er einmal die Bemerkung machte, dass das Wort ›Teachings‹ vielleicht eine »ziemlich grandiose« Bezeichnung wäre. Befragt, wie es zu diesem Begriff gekommen sei, beschrieb Krishnamurti, wie diese Bezeichnung in einem Gespräch unter Freunden auftauchte: »Wir dachten daran, das Wort ›Werk‹ zu benutzen – Stahlwerk, Bauwerk, Wasserkraftwerk – wissen Sie, ich meinte dann, dass das Wort ›Werk‹ sehr, sehr allgemein ist. Also überlegten wir uns, dass wir das Wort ›Lehre‹ benutzen könnten. Aber es ist nicht wichtig – das Wort – nicht wahr? … Es kommt auf Sie an, darauf, ob Sie die Lehren leben oder nicht.«²

Der Beginn der Lehreist nicht klar bestimmbar. Es scheint verschiedene Aussagen Krishnamurtis zu verschiedenen Personen gegeben zu haben, die leider nicht belegt sind. Danach könnte es zum einen das Jahr 1933, zum anderen die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg sein, als er wieder in die Öffentlichkeit trat. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist mit ›Beginn der Lehre‹ das Erreichen der letztmöglichen Tiefe der Einsichten gemeint oder die Vollständigkeit des geistigen Verschmelzens mit dem, was Krishnamurti das ›Andere‹ oder den ›Grund‹ genannt hat. Ganz sicher handelt es sich aber nicht um die sprachliche Ausformung oder die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Ausführungen zur Lehre, die im Laufe der Jahre verschiedene Veränderungen erfahren haben.³

Experten, Autoritäten, Lehrbeauftragte– Schon zu Lebzeiten Krishnamurtis gab es Menschen, die behaupteten, sein Werk erklären oder lehren zu können. Drei Monate vor seinem Tod erklärte er zum wiederholten Male, dass niemand eine »Vollmacht besitzt, Krishnamurti zu repräsentieren oder sein Anhänger oder Nachfolger zu sein«.⁴ Doch er wies darauf hin, dass diejenigen, für die nicht seine Worte, sondern die Lebensweise, auf die seine Worte hindeuten, eine tiefe Bedeutung haben, ihre Entdeckung natürlich mit anderen teilen würden: »Wenn Sie die Schönheit dieser Hügel sehen, die außergewöhnliche Stille eines jungen Morgens wahrnehmen, die Gestalt der Berge, der Täler, der Schatten, wenn Sie sehen, wie alles in Harmonie ist – würden Sie dann nicht Ihrem Freund schreiben: ›Komm hierher und schau dir das an?‹ Es geht Ihnen nicht um Sie selbst, sondern nur um die Schönheit des Berges.«⁵

Krishnamurti | Lehre & Werk (2024)

FAQs

What are the main ideas of Krishnamurti? ›

He believed in total awareness as being essential for a free mind. Human beings always learned from their past, and it was important that they looked inwards and freed themselves from self-perpetuated torment. It was also necessary that they avoided repression.

What was Krishnamurti's famous quote? ›

The ability to observe without evaluating is the highest form of intelligence.”

Does Krishnamurti believe in God? ›

According to Krishnamurti, true understanding of the existence of God could only occur through the search for truth and self-inquiry. He argued that truth cannot be found through any external authority or intermediary, but must be discovered directly by each individual.

Did Krishnamurti get married? ›

He is the boss. So they prevented it in every possible way. And finally J. Krishnamurti, even though he renounced the Theosophical movement – their world teacherhood that they were going to impose on him – he continued to have the idea that a man like him should not be married.

What religion was Krishnamurti? ›

Krishnamurti himself belonged to no religion, sect or country. Nor did he subscribe to any school of political or ideological thought. On the contrary, he maintained that these are the very factors that divide human beings and bring about conflict and war.

What was Krishnamurti's message? ›

Krishnamurti asserted that "truth is a pathless land" and advised against following any doctrine, discipline, teacher, guru, or authority, including himself. He emphasized topics such as choiceless awareness, psychological inquiry, and freedom from religious, spiritual, and cultural conditioning.

What does Krishnamurti say about death? ›

And we only know death as something to be dreaded, feared; we put it away and do not talk about it, and we escape into some form of belief, like flying saucers, or reincarnation, or something else. So, there is a dying and therefore a living when time, space and distance are understood in terms of the unknown.

What is Krishnamurti thinking? ›

I want to suggest that there is a way which is immediate perception. Let us be clear, first, that all thinking is mechanical. Thinking is the response of memory, the response of knowledge, of experience; and all thinking from this background is conditioned. Therefore thinking can never be free; it is always mechanical.

Who did Krishnamurti influence? ›

In his break from Theosophy, he helped create the modern landscape of 'spiritual but not religious'. He remained an influence on Hollywood as well, particularly on Bruce Lee, who said he was much influenced by Krishnamurti's teachings when he formulated what would become mixed martial arts.

What were the last words of Krishnamurti? ›

In his last talk, at Vasanta Vihar, he inquired into the origin of life and said: 'Creation is something that is most holy, that is the most sacred thing in life, and if you have made a mess of your life, change it. Change it today, not tomorrow. '

Is Krishnamurti a nihilist? ›

Is Jiddu Krishnamurti a Nihilist? - Quora. He wasn't, because he was very positive towards the facts of living and love. He rejected all categorization, as he said that made for fragmented living.

What is life according to Krishnamurti? ›

Life has no beginning and no end; it is both death and life; it is the green leaf, and the withered leaf that is driven by the wind; it is love and its immeasurable beauty, the sorrow of solitude and the bliss of aloneness. It cannot be measured, nor can the mind discover it.

Did Krishnamurti have any children? ›

In 1943, when he was twenty–five years old, Krishnamurti married Kusuma Kumari. They eventually had four children, but he continued to work with the Theosophical Society, giving lectures throughout Europe.

Is J Krishnamurti related to Buddha? ›

-The book 'Lives of Alcyone' by CW Leadbeater (Theosophical Society) which supposedly chronicles the previous lives of J Krishnamurti mentions that K was a monk in the Sangha of the Buddha in 2 previous lives. K took robes and learnt Dhamma at the feet of Lord Buddha.

What did Krishnamurti eat? ›

J Krishnamurti 's diet In addition to being vegetarian, the philosopher avoided dairy products, except for yogurt, because they didn't agree with him.

What are we seeking by J Krishnamurti's summary? ›

The answer to the question, 'What are you Seeking?' , is simple: We want to find truth, God, everlasting peace. The real question, says Krishnamurti, is: 'Why do you seek at all?' Knowing conflict, repression, self-doubt, and fear as consistent companions, we naturally wish for them to come to an end.

What are the pedagogical ideas of Krishnamurti? ›

According to Krishnamurti student and teacher both learn together. Therefore, the student should be treated as equal partner. Opportunities should be given to develop their own unique being. Things should not be imposed on him rather they should be free to discover themselves and refine their potentials.

What was the mission of Krishnamurti? ›

Jiddu Krishnamurti

Breaking away from all organized religions and denying his role as a Guru, he spelt out his mission: to set man absolutely and unconditionally free. He travelled round the world till the age of 90 giving talks, writing, holding discussions.

What is the philosophy of education of Krishnamurti? ›

Right education, according to Krishnamurti, is a process of self-knowing and self-discovery. It teaches the student to learn about the workings of the mind, its conditioning, its prejudices, fears, likes and dislikes etc. It does not limit the student to mastering a technique.

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Author: Clemencia Bogisich Ret

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Name: Clemencia Bogisich Ret

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Job: Central Hospitality Director

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